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Wie kein anderes Gebäude auf dem Universitätsgelände bündelt das K10 die Wechselfälle der Geschichte Kassels und des Henschelwerkes im 19. und 20. Jahrhundert. Es verbindet die Geschichte von Urbanisierung und Industrialisierung mit der Geschichte von Gewaltherrschaft und Krieg in der nationalsozialistischen Zeit sowie der Geschichte von Reform und Bildungsexpansion in der Bundesrepublik Deutschland. Auf dem Gelände entlang der heutigen Henschelstraße wurde von 1850 bis 1894 Gas zur Energieversorgung produziert und in den dort befindlichen Gasometern gespeichert. Erst als der wachsende Energiebedarf hier schließlich nicht mehr gedeckt werden konnte, entstand in den Jahren 1893/94 ein neues Gaswerk in Bettenhausen. 1898 erwarb die Firma Henschel das Gelände, riss das alte Gaswerk ab und ebnete die Flächen für die Dreherei und die Wagenfabrik ein. Im Rahmen der Modernisierung und Erweiterung des Werkes wurde von 1902 bis 1904 das Gebäude K10 errichtet. Seitdem beherbergte es die Verwaltung. Während des Zweiten Weltkrieges diente der Schutzraum des Gebäudes den Beschäftigten als Zuflucht. Die Bombenangriffe von 1943 beschädigten das K10; der Dachstuhl brannte völlig ab. Treppenhaus und Eingangsportal wurden im letzten Winter des Krieges zerstört. Der im Krieg genutzte Schutzraum sowie die Luftschutz-Befehlsstelle des K10 blieben unbeschädigt; die Luftschutztür existiert noch heute.

Nach Kriegsende wurde das K10 instand gesetzt. Es ist eines der wenigen Bauwerke der Firma Henschel & Sohn, das bei der Umgestaltung des Geländes zur Hochschule erhalten blieb. Auf dem Vorplatz erkennt man die stilisierte Nachbildung einer Drehscheibe. Das Original der Drehscheibe, die zum Rangieren von Lokomotiven diente, wurde 1902 erbaut. Daneben verlief eine 1872 angelegte Schienenverbindung über den Holländischen Platz zum Unterstadtbahnhof. Bis heute spiegelt das Gelände um das K10 also die frühere Verbindungsfunktion zwischen Stadt und Henschelwerk – und zugleich verbindet es augenfällig für alle Besucher Vergangenheit und Gegenwart des Geländes.