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Der Henschelstern ist weltbekannt. Das sechszackige Symbol zierte die Produkte der Firma Henschel: Lokomotiven, Omnibusse, Lastkraftwagen. "Henschelstern" hieß auch das Firmenblatt, das seit 1936 regelmäßig über die Entwicklung von Betrieb und Produktion berichtete, Nutzfahrzeuge und Lokomotiven im Bild zeigte, Jubiläums- und Familiennachrichten enthielt, für die Firma warb. Der "Henschelstern" war ein Spiegelbild seiner Zeit. Wie selbstverständlich stellte sich nicht nur die Firma in den Dienst des neuen Regimes, auch das Werksblatt betrieb Propaganda.

Dass Firmenwerbung und nationalsozialistische Propaganda kaum mehr zu trennen waren, zeigt auch das vielleicht markanteste Gebäude der Universität Kassel, das Gießhaus an der Mönchebergstraße, ein bedeutendes Baudenkmal der Frühindustrialisierung. Heute dient es repräsentativen Zwecken, doch schon früh erkannte man die Attraktivität des Rundbaus mit dem kuppelförmigen Dach, das innen in ungewöhnlicher Weise durch offene kurze Tonröhren ausgekleidet ist. 1836/37 nach Plänen von Carl Anton Henschel errichtet, wurde das Gebäude nur bis 1918 als Gießerei genutzt. Dann entstand im Werk Mittelfeld eine neue größere Gießerei. Das alte Kasseler Gießhaus dagegen erhielt ab 1935 seine neue Bestimmung als Museum. Die Firma entdeckte die eigene Geschichte, die hier anschaulich und eindringlich präsentiert wurde, eingerahmt von Hakenkreuzfahnen; die Tradition Henschels bettete sich damit nahtlos in die Geschichte eines nationalen Aufstiegs ein, wie ihn die Nationalsozialisten für sich reklamierten.

Das Gießhaus, 1978 saniert und mit einem Kupferdach versehen, wird nun von der Universität als vielfältiger Veranstaltungsraum genutzt. Es kann alle Besucher und Besucherinnen daran erinnern, wie bereitwillig Menschen sich von der glänzenden Fassade des "Dritten Reiches" blenden ließen und wie eng Verführung und Propaganda mit Gewalt, Krieg, Verschleppung und Zwangsarbeit in Zusammenhang standen.