Keine Industrie ohne Verwaltung – die Geschichte der deutschen Industrialisierung ist auch die Geschichte neuer Berufsfelder und Dienstleistungen. Die Betriebe des 19. Jahrhunderts bauten große Verwaltungsabteilungen auf, sie schufen Werkskrankenkassen und andere Sozialeinrichtungen, um ihre Mitarbeiter zu unterstützen und um sie an das Werk zu binden.
Das K36, 1922 errichtet, setzte diese Tradition fort. Es führte den Namen "Bürohaus Möncheberg" und beherbergte die Verwaltungsabteilungen und Sozialkassen des Henschel-Werkes. Im Krieg wurde es nur leicht beschädigt. Nach Kriegsende diente es dem Eisenbahn-Bataillon der Alliierten als Hauptquartier. Diese nutzten das Gebäude nun für Büroräume, eine Küche und Schlaf- und Aufenthaltsräume für mehrere hundert Soldaten. Bis zur Aufgabe des Standorts befand sich in diesem Gebäude wieder die Betriebskrankenkasse von Henschel & Sohn.
Seit Aufnahme des Hochschulbetriebes beherbergt das K36 die Verwaltung der Gesamthochschule, dann Universität Kassel. So bündelt auch dieses Gebäude verschiedene Schichten einer höchst ambivalenten Vergangenheit: Hier wurde ebenso die Rüstungsproduktion gesteuert wie die soziale Versorgung organisiert, hier residierten die Vertreter eines deutschen Rüstungsbetriebes und trugen zur Ermöglichung des Expansionskrieges bei, hier richteten sich aber auch die alliierten Befreier ein und hier ist bis heute die Universitätsverwaltung etabliert. Das K36 erinnert insofern daran, dass nicht nur die Forschung, sondern auch die Verwaltung sich gesellschaftlicher Verantwortung stellen muss.