Wie schwierig es ist, mit belasteter Vergangenheit angemessen umzugehen, zeigt das K44. Die im Jahr 1939 erbaute Werkshalle diente ursprünglich als Werkzeuglager, Härterei sowie Instandhaltungs- und Reparaturwerkstätte. Ab 1940 befand sich dort die Endfertigung der Flugabwehr- und Panzerabwehrkanonen. Die Bombenangriffe der Alliierten zerstörten das Gebäude nur teilweise. Nach dem Krieg kamen die wieder instand gesetzten Maschinen in das Henschel-Flugmotorenwerk in Altenbauna (heute Baunatal).
Die Werkshalle dagegen wurde zeitweise als Fahrzeuglager, zeitweise auch als Veranstaltungssaal genutzt. Damit entstand im K44, von den Alliierten "Montgomery Hall" genannt, das erste Freizeit- und Kulturangebot in der völlig zerstörten Stadt. Ausländische Soldaten besuchten den Erweiterungsbau zu Film- und Theatervorführungen sowie Konzerten. Kurze Zeit später erhielt die kleine Werkshalle die Benennung "Henschelhalle"; sie diente weiterhin bis 1949 als Veranstaltungsraum.
Diese eigentümliche Geschichte, die aus einer frühen Industriebrache ein kurzlebiges Kulturzentrum machte, ist weitgehend vergessen. Dabei ist das Freizeitzentrum ein sinnfälliges Symbol für die Verdrängung des Geschehenen, um sich einer belastenden Aufarbeitung der Geschichte nicht stellen zu müssen. Das K44 mahnt an, auch Schichten belasteter Vergangenheit nicht einfach zu überdecken, sondern offenzulegen, zu dokumentieren und darüber zu diskutieren.